Panzerdenkmal
Auch wenn seit fast 25 Jahren kein sowjetischer Panzer mehr auf dem Sockel steht, hat sich die Bezeichnung "Panzerdenkmal" bis heute erhalten. Die wechselvolle Geschichte des ursprünglichen Ehrenmals und die der rosafarbenen Kunstinstallation zeichnet vor Ort eine neue Freiluft-Ausstellung nach. Sie erläutert Deutungen und Umdeutungen des Denkmals im Kontext deutsch-deutscher und europäischer Ereignisse.
Zeitgleich ist eine reich bebilderte Publikation zum Panzerdenkmal erschienen. Acht Autorinnen und Autoren nähern sich aus unterschiedlichen Perspektiven dem Panzerdenkmal, spüren seiner Geschichte und seinen Mythen nach (Metropol-Verlag ISBN 978-3-86331-167-4).
Ausstellung und Buch wurden ermöglicht durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, durch die Gemeinde Kleinmachnow und Kleinmachnower Gewerbetreibende.
Gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung
zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und Gemeinde Kleinmachnow
Die Geschichte des Denkmals
Im Sommer 1945 ließ die sowjetische Militärverwaltung in Berlin-Zehlendorf ein Panzerdenkmal errichten, das später noch zwei Mal umgesetzt wurde. Als Folge des Zwei-plus-Vier-Vertrags baute die sowjetische Armee den Panzer am 20. Dezember 1990 ab. Seit 1992 befindet sich auf dem Sockel ein rosafarbener Schneelader, ein Sonderbau auf Basis des sowjetischen Geländewagens „GAZ 69“. Bildhauer Eckhardt Haisch erinnert damit an die Friedliche Revolution von 1989. Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege stellte Panzersockel und Kunstinstallation unter Schutz. Die Bezeichnung „Panzerdenkmal“ hat sich bis heute erhalten.
Erster Standort ab 1945
Das Panzerdenkmal in Berlin-Zehlendorf erinnerte an die Gefallenen der Panzerarmee des Generals Dmitri D. Leljuschenko (1901-1987). Als Bauplatz wurde der Mittelstreifen der Potsdamer Chaussee gewählt. Sie war Teil der 1.392 Kilometer langen Verbindung zwischen Aachen und Königsberg, die die Nationalsozialisten „Reichsstraße 1“ nannten. Das Denkmal zerteilte damit ein Symbol für die einstige territoriale Größe des Deutschen Reiches. Auf den neu errichteten Marmorsockel stellten die Sowjets einen „Stalin-Panzer“ (IS). Das Denkmal in Höhe der Autobahn AVUS (Dreilinden) wurde am 17. Oktober 1945 feierlich eingeweiht. Während der Berlin-Blockade wurde das Kriegsdenkmal Ziel von aufgebrachten West-Berlinern, die antisowjetische Losungen an den Sockel schrieben und den Panzer in Brand setzten. Dies löste politischen Streit zwischen der Sowjetischen Kontrollkommission und dem amerikanischen Stadtkommandanten aus, der mehrmals eine Verlegung des Denkmals in die DDR vorschlug, was die sowjetischen Vertreter aber ablehnten. Die Amerikaner lehnten ihrerseits die Forderung des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Ernst Reuter, kategorisch ab, sie mögen das Denkmal doch selbst abbauen. Die Amerikaner schützten das Denkmal daraufhin mit einem stabilen Drahtkäfig gegen weitere Übergriffe.
Als Reaktion auf die Juni-Revolution errichten Jugendliche unmittelbar vor der Panzerkanone ein mächtiges Holzkreuz, das an die Opfer des DDR-Volksaufstandes erinnerte. Die Gedenkstätte 17. Juni 1953 ist bis heute erhalten.
Zweiter Standort ab 1954
Schließlich entschlossen sich die Sowjets, den Panzer doch abzubauen. 1954 begannen Sowjetische Pioniere, auf dem Gebiet der DDR ein neues Postament zu errichten. Bereits im Oktober 1954 war dort ein sowjetischer Panzer T-34 zu sehen und am 7. Oktober 1955 wurde das neue Denkmal eingeweiht. Auf einer Metalltafel waren unter der Losung „Ewiger Ruhm den im Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit unserer Heimat gefallenen Helden“ zehn Namen gefallener Soldaten der Roten Armee aufgeführt. Eine Verbindung zwischen Panzerdenkmal und den Namen der Gefallenen, zum Teil am sowjetischen Ehrenmal Berlin-Tiergarten bestattet, kann nicht hergestellt werden. Die SED pflegte den Mythos, der Panzer habe 1945 als erster die Reichshauptstadt erreicht.
Dritter Standort ab 1969
Mit dem Neubau der DDR-Grenzübergangsstelle Drewitz wurde das Denkmal 1969 erneut umgesetzt. Der Entwurf des Sockels stammte vom Oberkommando der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte. Alfred Neumann, Erster Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates, gab den neuen ideologischen Deutungsrahmen für das Denkmal vor: “1. Mit der Erinnerung an den heldenhaften Kampf der Sowjetarmee zur Befreiung des deutschen Volkes vom Faschismus soll das Denkmal die Stärke und den Sieg des Sozialismus dokumentieren, 2. Das neu zu errichtende Denkmal soll die unverbrüchliche Freundschaft zwischen dem deutschen Volk und den Völkern der Sowjet-Union zum Ausdruck bringen.“
Europäische Parallelen
Das rosa Panzerdenkmal von Kleinmachnow ist deutschlandweit einzigartig, verweist aber zugleich auf mittelosteuropäische Parallelen seit Anfang der 1990er Jahre. Auf dem Kinsky-Platz in Prag wurde beispielsweise ein rosafarbener Sowjetpanzer präsentiert, andere poststalinistische Denkmale wurden aus dem öffentlichen Raum entfernt oder in Skulpturenparks verbannt.
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Fußweg vom Kommandantenturm: über die Brücke Stahnsdorfer Damm, danach links über den Weg parallel zur Schallschutzwand der Autobahn in Richtung Zehlendorf (950 m)
Anfahrt: Rudolf-Breitscheid-Straße bis zum Wasserwerk durchfahren (noch westlich der Einmündung Schubertweg),
Fußweg am Wasserwerk entlang Richtung Autobahn